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Sechser im Lotto

Ich hatte schon viele tolle Begegnungen mit wilden Tieren und konnte schon einige schöne Bilder von Ihnen machen. Die Begegnung mit den sechs Jungfüchsen jedoch gehört definitiv zu den schönsten Momenten in meiner fotografischen Laufbahn. Kürzlich wurde das Bild bei der Zeitung Suedostschweiz zum Leserbild des Jahres 2022 gewählt und ich bekam sehr viele schöne Rückmeldungen dazu. Aus diesem Grund möchte ich in diesem Blog Beitrag erzählen wie es zu dem Bild gekommen ist. Eines schon mal vorweg, diese Füchse sind wildlebende Tiere und es handelt sich auch nicht um eine Fotomontage!

Füchse haben mich schon immer fasziniert vor allem auch die Jungfüchse. Seit fast 10 Jahren beschäftige ich mich mit den Füchsen rund um meinen Wohnort in Malans und versuche Diese vor die Linse zu bekommen. Das ist nicht immer ganz einfach zumal Füchse sehr aufmerksame und auch scheue Tiere sind. Vor allem bei Jungfüchsen am Bau muss man sehr vorsichtig sein. Für die Fähe (Fuchsmutter) bedeutet die Anwesenheit von Menschen am Bau sehr viel Stress und im schlimmsten Fall verlässt Sie den Bau mit oder ohne Ihre Jungtiere. 

So war ich auch im letzten Jahr viele Stunden unterwegs um Junge Füchse vor die Linse zu bekommen. Auf einer meiner Fototouren besuchte ich dann einen von mir bekannten Fuchsbau und fand dort überraschender Weise auch gleich zwei Jungfüchse an. Es war darum überraschend da ich diesen Bau schon vorher kontrollierte und bis dato keine Füchse oder Spuren davon vorfand. Es war schon spät am Abend und im letzten Licht erblickte ich diese zwei noch ganz Jungen Füchse.

Die Jungfüchse interessierten sich sehr wenig für mich. Zwar beobachten Sie mich sobald das Gras unter meinen Füssen raschelte aber wirklich scheu waren Sie in diesem Alter noch nicht. Auffallend war das eines der Jungen ein Loch im Fell an der Stirn hatte. Eventuell kam das von einem Kampf mit Geschwistern oder durch einen Angriff von einem anderen Tier. Da ich nicht wusste wo sich die Fähe aufhält, verließ ich den Bau auch gleich wieder. Ich wollte es nicht riskieren das Sie mich am Bau sieht. Denn sonst wären es wohl die letzten Bilder der Jungfüchse gewesen.

 

Am nächsten Abend kam ich um die gleiche Zeit wieder vorbei. Diesmal postierte ich mich zuerst in zirka 150 Meter vom Fuchsbau entfernt und beobachtete den Bau aus der Distanz. Im hohen Gras konnte ich die Jungtiere zwar nicht sehen aber ich konnte beobachten ob sich die Fähe in der Nähe aufhielt. Nach ein paar Stunden konnte ich dann auch sehen wie Diese sich vom Bau entfernte. Für die Aufzucht der Jungen muss die Fähe mehrfach am Tag auf die Jagd gehen und Beute für ihre kleinen besorgen. In diesem Alter sind diese schon entwöhnt und brauchen viele Mäuse um groß und stark zu werden. Das ist übrigens auch die beste Zeit um Erwachsene Füchse vor die Linse zu bekommen. Aber das ist eine andere Geschichte. Hier sieht man wie die Fähe sich vom Bau entfernt.

Dies war nun meine Gelegenheit näher an den Bau heranzutreten. Zu meinem Glück waren die Jungen wieder vor dem Bau und vor allem waren Sie auch aktiv. In diesem Alter schlafen die Jungen sehr viel und es ist auch etwas Glücksache ob man Sie überhaupt zu Gesicht bekommt. Ich konnte vier Jungfüchse zählen und war überglücklich ein Bild zu machen in dem drei Jungfüchse nebeneinander für die Kamera posierten. Dies gelang mir zuletzt vor vielen Jahren. Nach wenigen Minuten verließ ich den Bau wieder und war Überglücklich über die "Bildausbeute". 

Nach einer Woche wollte ich dann nochmals nachsehen wie es den Jungfüchsen geht. Leider hatte ich ein Jahr zuvor eine sehr traurige Erfahrung machen müssen. Ganz in der Nähe hatte eine andere Fuchsmutter ebenfalls Sechs Jungtiere. Diese wurden dann alle nach wenigen Tagen von einem anderen Tier totgebissen. Ich vermute es war ein Hund. Der Fuchsbau war direkt neben einem Feldweg wo viele Leute mit Ihren Hunden vorbei kamen. Ich beobachtete viele Hundehalter welche Ihre Hunde nicht an der Leine führten und die Hunde dann direkt zum Fuchsbau kamen und teilweise sogar hinein bellten. Dies ist aber eine andere Geschichte.
Ich wartete wieder bis die Fähe sich davon machte und ging dann wieder näher zu dem Fuchsbau. Dort fand ich aber nur ein Jungtier an welches aber einen sehr müden Eindruck machte. Einmal stand es kurz auf, Gähnte und streckte sich und legte sich dann wieder hin.

Als ich den Bau wieder verlassen wollte, passte ich nicht auf und machte versehentlich zu viel Lärm im hohen Gras. Der Jungfuchs hörte dies und huschte sofort in die schützende Höhle. Ich wollte schon weiterlaufen als dann plötzlich ein anderes Jungtier aus dem Bau kam. Offenbar schlief der in der Höhle und wurde ebenfalls auf mich aufmerksam. Sofort zückte ich wieder die Kamera und Fotografierte dieses neugierige Jungtier. Plötzlich gesellte sich ein zweites und dann auch noch ein drittes Jungtier dazu. Natürlich versuchte ich auch diese Situation im Bild festzuhalten und klickte ununterbrochen auf den Auslöser. Dank der neuen spiegellosen Digitalkameras verursachte dies auch nicht allzu viel störender Lärm. Nervös wurde ich dann als dann als noch der vierte und sogar fünfte Fuchs zum Vorschein kam. Beim sechsten Fuchs allerdings, war mein Puls auf 180 und ich glaube meine Hände zitterten vor Aufregung. Ich war immer noch im "Dauerfeuer" und konnte kaum fassen was da vor mir ablief. In einem kurzen Moment standen dann alle Füchse so nebeneinander wie im Bilderbuch. Danach verteilten Sie sich langsam wieder und legten sich zum Teil in das hohe Gras. Zu diesem Zeitpunkt war ich sicherlich schon 15 Minuten am Bau und hatte mehr als 500 Bilder geschossen. Ich verließ den Bau dann auch gleich wieder und musste zuerst verarbeiten was sich gerade vor mir abgespielt hat. Erst später realisierte ich dann was für ein Glücks Moment ich mit der Kamera festhalten konnte. So eine Situation werde ich wohl nicht alle Tage wieder erleben.      

Peter Grischott, Malans